Geschichte

Sowohl die Ortschaft Büllingen als auch die Gemeinde Büllingen haben eine lange und wechselvolle Geschichte.

Diese ist im Buch „Altes Land an der Work. Der Königshof Büllingen im Rückspiegel der Zeit“ (St. Vith, 1990) auf 384 Seiten ausführlich dokumentiert worden.

Hier finden Sie einige Eckdaten:

9000-4000 v. Chr.
(Mittelsteinzeit)
Erste Siedlungsspuren
Ab 58 v. Chr. Zugehörigkeit zum römischen Reich
Bau der Römerstraße Köln-Reims durch diese Region
450-600 n. Chr. Fränkische Landnahme
In dieser Zeit entstanden die meisten Orte auf den Endungen -ler, -heim oder -ingen.  Auch Büllingen dürfte in dieser Zeit entstanden sein.
648 n. Chr. Gründung der Abtei Malmedy
Die Mönche dieser Abtei christianisierten diese Region und trugen wesentlich zu Besiedlung und Aufbau bei.
8. Jahrhundert Entstehung der romanisch-germanischen Sprachgrenze
An der Work (= ein Bach, der durch Büllingen fließt, auf Französisch wird er „Warche“ genannt) setzen sich seit dem 8. Jahrhundert die Sprachen der germanischen Sprachfamilie durch.
8. Jahrhundert Fränkische Königshöfe
Die fränkischen Königshöfe von Thommen, Neundorf, Amel, Büllingen entstehen entlang der alten Römerstraße. Lediglich Manderfeld liegt deutlich abseits.
789/790 Urkundliche Ersterwähnung
als „villa Bollingen“ in einem Schenkungsakt der Abtei Echternach
940 Kaiser Otto I. stellt in „Bullinga“ eine Urkunde aus.
1130-1131 Ersterwähung der Kirche in Büllingen
Um 1200 Luxemburger Hoheitsgebiet
Ab 962 gehört auch Büllingen zum so genannten „Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“. Dieses Kaiserreich ist für den einzelnen Bürger aber nur eine unverbindliche Klammer.
Auf lokaler Ebene entstehen langsam geschlossene Territorialstaaten. Die Herzöge von Luxemburg, die Kurfürsten von Trier und die Herren von Schleiden streiten um das Büllinger Land. Der Ort Büllingen gelangt wohl um 1200 unter den Einfluss Luxemburgs.
1348-1350 Pest
Die Pest wütet auch im Büllinger Land. Einige Orte (wahrscheinlich auch das seither verschwundene Göttgerath, zwischen Büllingen und Honsfeld gelegen) stirbt aus.
1430 Nachdem die Territorialstaaten sich gefestigt haben, gelangt auch das Büllinger Land zu:

  • Burgund (1430-1477);
  • Habsburg (1477-1555);
  • Spanische Niederlande (1555-1714);
  • Österreichische Niederlande (1714-1794);
1501 Erstes Feuerstättenverzeichnis
1618-1648 Dreißigjähriger Krieg
Die Region wird verwüstet. Eine Auswanderungswelle setzt ein.
1767 Büllingen zählt 219 Einwohner.
1794 Französische Zeit
Büllingen kommt unter französische Herrschaft. Manche Neuerungen der Revolutionäre (besonders die Priesterverfolgungen) stoßen aber auf heftigen Widerstand. 1798 lehnen sich die Bauern im so genannten „Klöppelkrieg“ gegen die Fremdherrschaft auf. Dennoch bringt der Geist der Aufklärung nicht nur den „Code Civil“, sondern vor allem auch die Menschenrechte.
1795 Schaffung „moderner“ Gemeinde
1815 Königreich Preußen
Auf dem Wiener Kongress wird die Region dem Königreich Preußen zugeschlagen.
1815 Aus der „mairie“ wird die Bürgermeisterei Büllingen
1825 Preußen führt die allgemeine Schulpflicht ein. Dennoch bestehen bis zum 1. Weltkrieg so genannte Hüteschulen weiter.
1845-1846 Durch schlechte Ernten kommt es wiederum zu einer Auswanderungswelle aus der Eifel.
19. Jahrhundert Marktort Büllingen
Die Bedeutung Büllingens als Marktort nimmt deutlich zu. Vieh- und Krammärkte geben dem Ort starke wirtschaftliche Impulse.
1883-1884 Schlechte Ernten führen zu einer weiteren starken Auswanderungswelle; die letzte Hungersnot sucht die Eifel heim.
1899 Gründung einer ersten Molkerei in Büllingen
1901-1904 Bau von Wasserleitungen
1912 Eröffnung des Bahnhofes Büllingen
Mit dem Bau der Strecke Jünkerath-Weywertz wird auch Büllingen an das Eisenbahnnetz angeschlossen, was zur weiteren wirtschaftlichen Belebung (Sägewerke, Holzverkauf, Viehhandel) beiträgt.
1914-1918 Erster Weltkrieg
113 Männer aus der Bürgermeisterei Büllingen mit seinen sieben Ortschaften werden getötet (Büllingen, Hünningen, Mürringen, Honsfeld, Rocherath, Krinkelt, Wirtzfeld).
1920 Annexion durch Belgien
Durch die Auflagen des Versailler Vertrages werden die Kantone Eupen-Malmedy am 10.01.1920 belgisch. Erst anschließend erfolgte eine so genannte „Volksbefragung“ (vom 26.01. bis 23.07.1920), die weder geheim noch frei war. Zudem war Belgien gleichzeitig Schiedsrichter und Nutznießer dieser „Volksbefragung“. Die Beurteilung dieser Volksbefragung führte in der Folgezeit zu heftigen Spannungen.
1920-1925 Übergangsregime unter Baron Baltia
Die Bürgermeisterei Büllingen wird aufgelöst. An ihre Stelle tritt die Gemeinde Büllingen mit den Ortschaften Mürringen, Hünningen, Honsfeld. Gleichzeitig entsteht die Gemeinde Rocherath mit der Doppelortschaft Rocherath/Krinkelt und Wirtzfeld.  1925 wird das so genannte „Neubelgien“ in den belgischen Staat eingegliedert.
1925-1933 Nationalistische Spannungen entzweien die Bevölkerung. 1929 wählen über 75 Prozent der Eupen-Malmedyer so genannte „pro-deutsche“ Parteien, die sich für eine neue, gerechte Volksbefragung und eine Rückkehr in das alte Vaterland Deutschland einsetzen.
1933 Die Machtergreifung Hitlers verschärft die Spannungen. Nur wenige Menschen zeigen sich fähig, einen Unterschied zwischen deutschem Nationalismus und Nationalsozialismus zu machen.
1940 Annexion durch das Dritte Reich
Am 10. Mai marschieren deutsche Truppen in Büllingen ein. Sie werden vorwiegend freundlich begrüßt. Am 18. Mai annektiert Hitler Eupen-Malmedy.
Ab 1941 Große Ernüchterung
Die Einberufung der Soldaten in die deutsche Wehrmacht, die ersten gefallenen Soldaten, aber auch die Verfolgungen des Naziregimes verdeutlichen den Menschen, dass ihre Vorstellung vom alten Vaterland Deutschland sehr weit von den brutalen Realitäten des Dritten Reiches entfernt sind. Eine deutliche Distanzierung von alten Volkstumsgedanken setzt ein.
1944 Die Amerikaner marschierten am 12. und 13.09.1944 in die Grenzgemeinden ein. Anfang Oktober wurde die Bevölkerung größtenteils evakuiert.
1944-1945 Ardennen-Offensive
Im Verlauf der Ardennen-Offensive werden vor allem Büllingen und Rocherath fast vollständig zerstört. Viele Menschen verlieren ihr Leben:
140 der 372 Soldaten der Altgemeinde Büllingen werden getötet, 38 Zivilisten überleben die Offensive nicht. Die Gemeinde Büllingen zählte vor dem Krieg 2153 Einwohner.  Aus der Altgemeinde Rocherath (1431 Einwohner) werden 100 eingezogene Soldaten und 33 Zivilisten getötet, aus der Altgemeinde Manderfeld (1304 Einwohner) 57 Soldaten und 28 Zivilisten. Die amerikanischen Truppen erobern die Grenzgemeinden Büllingen und Rocherath Ende Januar 1945.  Die letzte Ortschaft, die von den Amerikanern wiedererobert wird, ist Krewinkel am 04.02.1945.
Nach 1945 Säuberung und Wiederaufbau
Die Eifeler begannen, ihre Heimat wieder aufzubauen. Gleichzeitig setzte aber eine „Säuberungshysterie“ ein. Im ehemaligen Eupen-Malmedy werden 25 Prozent der Bevölkerung angeklagt – vor allem, weil der belgische Staat, der gegen die Annexion 1940 nicht protestiert hat – diese einfach ignoriert und die annektierten Deutschsprachigen nach gleichen Kriterien wie die Bürger des besetzten Belgiens beurteilt.
1977 Gemeindefusion
Im Zuge der Gemeindefusion entsteht aus den Altgemeinden Manderfeld, Büllingen, Rocherath sowie aus Teilen der Altgemeinde Schönberg die Großgemeinde Büllingen.