Fachgerechte Baumpflege
Es ist nicht wahr, dass diese Bäume weniger Blätter tragen oder sicherer sind!
Dieser Art der „Baumpflege“ begegnen wir in den letzten Jahren leider immer häufiger in unserer Gegend. Oftmals geschieht dies, weil die Besitzer der Meinung sind oder erfahren haben, dass dies die korrekte Pflege sei. Sie tun dies in der Überzeugung, das Richtige für den Baum zu tun und glauben, dass der Baum dadurch sicherer wird oder im Herbst weniger Blätter verliert.
Weil die Bäume meist nicht sofort sterben, sondern einfach neu austreiben und sich wieder grüne Blätter bilden, wird dies von den meisten Laien (und leider auch von vielen Baumpflegern) nicht als Problem erkannt. Der Baum wächst schließlich wieder und wird größer und ist im Sommer wieder grün. So kann er sich einige Jahre, oft Jahrzehnte halten und alles scheint in Ordnung zu sein.
In Wirklichkeit ist aber genau das Gegenteil der Fall! Die Astbruchgefahr steigt und das Lebensalter des Baumes sinkt. Statt 200 Jahre sieht ein Baum dann eben schon mit 60 Jahren (bei vielen Bäumen noch die junge Erwachsenenphase) aus wie ein alter Baum und wir erkennen die Probleme nicht, weil wir gar nicht in so langen Zyklen denken.
Wie reagiert der Baum auf den Schnitt?
Fäule
Jeder Schnitt ist eine Verletzung des Baumes. Umso größer die Schnittwunde, desto schwieriger hat es der Baum, diese zu verschließen („überwallen“) oder vor Schädlingen abzuschotten (falls dies überhaupt gelingt…) und so können holzzersetzende Pilze umso leichter in das Holz eindringen und dort Fäulnis bilden, die sich immer tiefer in den Stamm hinein ausbreitet.
Instabile Krone
Ein gekappter Baum versucht zudem, das durch die Entfernung der Krone, Äste und Blätter entstandene Ungleichgewicht auszugleichen und die Krone wieder herzustellen. Meist treiben um die Schnittstelle herum zahlreiche neue, senkrecht nach oben wachsende Äste („Ständer“) aus der Rinde. Diese schnellwüchsigen Neuaustriebe sind statisch schlecht verankert und stehen in direkter Konkurrenz zueinander. Aufgrund ihres immer größer werdenden Gewichts und der immer weiter in die Schnittstelle eindringenden Fäule brechen sie leicht aus der Krone heraus.
Gekappte Bäume = erhöhte Bruchgefahr
Wer also die von Anfang an entstandenen vorhandenen Äste absägt, der schafft nicht nur große Faulherde, sondern sorgt auch dafür, dass die neu herangewachsenen Äste, die im Laufe der Zeit immer größer und schwerer werden, leichter ausbrechen, weil diese nur an der Rinde „kleben“ und nicht mit dem Inneren des Stammes verwachsen sind. Kappungen machen den Baum also nicht sicherer, sondern erhöhen bereits nach wenigen Jahren die Bruchgefahr.
Hohe Folgekosten
Um diesen Folgen entgegenzuwirken, sind sehr aufwändige Pflegemaßnahmen notwendig, die in regelmäßigen Abständen wiederholt werden müssen und so das Mehrfache der normalen Pflegekosten übersteigen.
Blattmasse
Aufgrund des starken Wachstums der neuen Triebe entsteht innerhalb kurzer Zeit eine große Blattmasse, die der Baum für sein weiteres Überleben benötigt. Es stimmt also nicht, dass gekappte Bäume weniger Blattmasse entwickeln und somit weniger Laub verursachen, denn der Baum braucht die Blätter zum (Über-)Leben und lässt neue entstehen.
Ästhetik
Letztlich verliert ein Baum durch die Kappung seine typische und natürliche Kronenform und wird nie mehr die Schönheit eines natürlich gewachsenen Baumes erreichen.
Merkmale des fachgerechten Kronenschnitts
Der fachgerechte Kronenschnitt zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
- keine Astschnitte im Starkastbereich (> 10 cm Durchmesser)
- keine Kappungen
- keine stammbündigen Schnitte (d.h. parallel zum Stamm)
- Entfernung von maximal einem Viertel bis Drittel an Feinastmaterial
Wird nur eines dieser Kriterien missachtet, bedeutet dies gleichzeitig das Zuwiderhandeln gegen die Grundprinzipien in der Lebens- und Überlebensstrategie der Bäume.
Rechtliche Aspekte
Seit Inkrafttreten des neuen Raumordnungsgesetzes (am 1. Juni 2017) sind bei den sogenannten bemerkenswerten Bäumen starke Schnittmaßahmen (Kappungen, Astschnitte im Starkastbereich, stammbündige Schnitte, starkes Einkürzen der Krone, usw.) streng verboten. Diese können dementsprechend auch protokolliert werden und empfindliche Strafen oder Geldbußen nach sich ziehen.
Bevor Sie also erwägen, einen Baum solchen Pflegemaßnahmen zu unterziehen, informieren Sie sich besser vorab beim zuständigen Revierförster, was möglich ist und was nicht. Auch die Wahl eines erfahrenen und speziell ausgebildeten Baumpflegers für derartige Arbeiten ist dringend zu empfehlen, wenn Sie Ihre Bäume möglichst lange erhalten und kein Sicherheitsrisiko eingehen wollen.
Kontakt
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Forstdirektion Malmedy
Telefon: +32 (0)80 79 90 42 -
Forstamt Büllingen
Telefon: +32 (0) 80 29 25 30St. Vither Str. 1, 4760 Büllingen